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Schulweg NAVI für Kommunen

Schulisches Mobilitätsmanagement SMM – Kommunikationskonzept

In diesem Kapitel wird die Kommunikation innerhalb schulischen Mobilitätsmanagements behandelt. Dabei wird die Kommunikation auf Basis psychologischer Grundsätze, der Zielgruppen oder spezifischen Maßnahmen betrachtet und aufgebaut.

Kommunikationskonzept auf Basis verhaltenspsychologischer Grundsätze

Ein wesentlicher Aspekt der Kommunikation mit Zielgruppen schulischen Mobilitätsmanagements ist die erwünschte Veränderung bisherigen Verhaltens zu Gunsten sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Mobilität von Kindern und Jugendlichen. Um es den Zielgruppen zu erleichtern die kind- und jugendgerechte Mobilität zu fördern, werden in der Kommunikation Theorien und Modelle der Umweltschutzpsychologie angewandt. Sie ist eine Disziplin, die sich mit dem Denken, Fühlen und Handeln von Individuen in ihrer Umwelt sowie mit der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigt.

Das angewandte Modell schulischen Mobilitätsmanagements, mit dem die psychologischen Einflüsse auf das Mobilitätsverhalten erklärt werden, ist eine Erweiterung des integrativen Einflussschemas umweltgerechten Alltagshandelns von Ellen Matthies. Ihr Modell vereint zwei in der Psychologie sehr bekannte und viel verwendete Modelle: Die Theorie des geplanten Verhaltens und das Norm-Aktivations-Modell. Diese Modelle wurden vielfach erprobt und wissenschaftlich untersucht – zum Beispiel in Bezug auf Umweltschutzverhalten.

Das hier verwendete Modell der Verhaltenspsychologie geht davon aus, dass Problembewusstsein, Werteverständnis, Selbstwirksamkeit (persönliche Norm), Einflüsse von außen (soziale Norm), Aufwände und Erträge ((Verhaltens-)Kosten/Nutzen-Abwägung), positive und negative Gefühle und Gewohnheiten unser Handeln maßgeblich beeinflussen, zu einem Abwägungsprozess und letztlich zu einem bestimmten Verhalten führen.

Um nachhaltig die sichere, eigenständige und nachhaltige Mobilität zu fördern, ist es von großer Bedeutung alle Einflüsse auf allen Ebenen der Kommunikation zu berücksichtigen. Ist beispielsweise das Problembewusstsein vorhanden, aber die Selbstwirksamkeitserwartung nicht gegeben, wird dies aller Voraussicht nach nicht zu einem positiven Mobilitätsverhalten führen. Oder um es deutlicher zu machen: Verstehen Eltern, dass es besser wäre, das Kind zu Fuß gehen zu lassen anstatt es mit dem Auto zur Schule zu bringen, aber sie halten den Schulweg für zu gefährlich, wird das Kind wohl auch weiterhin gefahren. Erst wenn den Eltern zusätzlich verdeutlicht werden kann, dass der Schulweg zu Fuß sicher ist, werden sie den eigenständigen Schulweg in Betracht ziehen.

Einflüsse auf unser Verkehrs- und Mobilitätsverhalten

Nachfolgend werden die Einflüsse auf das Mobilitätsverhalten erläutert.

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Soziale Normen

Der Einfluss der Anderen

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Soziale Normen sind Regeln und Standards, die von vielen Menschen geteilt werden und so das Verhalten von einzelnen Menschen lenken, ohne dafür Gesetze zu benötigen. Sie deuten mir an, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten sollte. Die psychologische Forschung zeigt, dass sie einen nennenswerten Einfluss auf unser Verhalten haben können und daher auch für das Mobilitätsverhalten wichtig sind.

Zu den sozialen Normen gehört zum Beispiel die subjektive Norm. Diese entsteht aus den Annahmen über Erwartungen von Menschen, die für uns selbst bedeutsam sind. Wenn es beispielsweise für die Nachbarsfamilie völlig “normal” ist, ihre Kinder stets mit dem Auto zur Schule fahren, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Verhalten adaptiert wird, um nicht von dieser Norm abzuweichen.

Das Beispiel kann auch der deskriptiven Norm zugeordnet werden, die das tatsächliche, verbreitete Verhalten widerspiegelt. Wird eine große Anzahl an Kindern mit dem Auto zur Schule gebracht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Verhalten adaptiert wird, auch wenn wir keinen persönlichen Bezug zu diesen Menschen haben.

Hinzu kommt noch die Soll-Norm oder auch injunktive Norm. SOLL-Normen sind moralische Regeln, die beschreiben, was wir in einer bestimmten Situation nach der Meinung anderer tun sollten. Sie zeigen, ob ein Verhalten von der Gruppe anerkannt oder missbilligt wird.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagement im Bereich der sozialen Norm: Auf allen Akteursebenen klare Kante zeigen und auf die Förderung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Mobilität von Kindern und Jugendlichen beharren. Außerdem immer mehr Eltern dazu bewegen, auf das Auto für den Schulweg und nach Möglichkeit auf die Begleitung ganz zu verzichten.

Persönliche Normen

Der innere Kompass

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Die persönliche ökologische Norm kann definiert werden als »die erlebte persönliche Verpflichtung, die sichere, eigenständige und nachhaltige Mobilität zu fördern«. Sie wird durch folgende Einflussfaktoren aktiviert: Problembewusstsein, Verantwortungsgefühl und Selbstwirksamkeit.

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Problembewusstsein

Das Wissen über die Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen.

Mangelndes Problembewusstsein ist auf allen Ebenen schulischen Mobilitätsmanagement zu beobachten. Die Mobilitätsbedürfnisse der Kinder und Jugendlichen werden bereits bei Planung der Infrastruktur, in der Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung und oft auch bei der Verkehrsmittelwahl der Eltern nicht oder nicht hinreichend berücksichtigt.

oft unter verschiedenen Entwicklungsdefiziten.

Im Bereich der Verkehrserziehung und Mobilitätsbildung hängt der Unterricht in vielen Fällen den gewachsenen Herausforderungen an die sichere, eigenständige und nachhaltige Mobilität hinterher.

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Verantwortungsgefühl

Eine Frage des Gewissens

Wenn mir bewusst ist, dass mein eigenes Verhalten den Kindern und Jugendlichen schadet und für die Lösung von Verkehrs- bzw. Mobilitätsproblemen relevant ist, habe ich ein starkes Verantwortungsgefühl. Weiterhin verstehen Psycholog*innen unter dem Begriff ein Gefühl der Verpflichtung, das dadurch entsteht, dass Probleme nicht anderen (z. B. der Stadtverwaltung, der Schule, der Regierung etc.), sondern sich selbst zugeschrieben werden. Ein treibender Faktor hinter dem Verantwortungsgefühl sind häufig Schuldgefühle, die entstehen, wenn sich jemand schädliches Verhalten selbst zuschreibt.

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Selbstwirksamkeit

Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder die des eigenen Kindes

Im Kontext schulischer Mobilität besteht Selbstwirksamkeit aus Fähigkeiten, sicher, eigenständig und nachhaltig mobil sein zu können und einer Wahrnehmung der eigenen Kompetenz.

An die Fähigkeit sind allerdings eine Reihe von Rahmenbedingungen geknüpft. So müssen die Grundvoraussetzungen erfüllt sein, damit Selbstwirksamkeit erfahrbar wird. Zu den Grundvoraussetzungen zählen etwa funktionierende Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr, gute und sichere Rad- und Fußwege oder eine zu bewältigende Schulweglänge.

Die eigene Kompetenz kann nur wahrgenommen werden, wenn sie auch tatsächlich herausgefordert ist. Heißt, das sichere und eigenständige Mobilität erfahrbar gemacht werden muss.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagements bei der persönlichen Norm: auf allen Ebenen Problembewusstsein schaffen und Selbstwirksamkeit erfahrbar machen.

(Verhaltens-)Kosten/Nutzen-Abwägung

Individuelle Hürden und Sprungbretter

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Bei Abwägung von Kosten und Nutzen beschränken wir uns oft auf monetäre Kosten. Weitere Kosten, wie Umwelt- und Gesundheitskosten oder Kosten, die zu Lasten der Entwicklung von Kindern gehen, bleiben meist unberücksichtigt.

Ein Beispiel: Wird das Kind regelmäßig, mit dem Auto zur Schule und zu anderen Aktivitäten gefahren, bewegt es sich im Alltag zu wenig. Das kann zu gravierende Defiziten in der Entwicklung des Kindes. Die Folge von zu wenig Bewegung können Übergewicht, fehlende motorische Fähigkeiten und im allgemeinen eine geringere Leistungsfähigkeit sein. Darüber hinaus macht das Kind keine eignen Mobilitätserfahrungen und und entwickelt dadurch eine zu geringe Verkehrskompetenz, lernt nicht, sich zu orientieren und findet keinen Bezug zu seiner Mit- und Umwelt.

Ein häufig angeführtes Argument für das Fahren mit dem Auto zur Schule ist, dass die Schule ohnehin auf dem Weg zur Arbeit läge und man so eine Menge Zeit einspare. Entwickelt das Kind aber keine Kompetenz für die eigenständige Mobilität, muss es auch zu allen weiteren Aktivitäten gefahren werden. Dann sieht das Zeitkonto der Eltern plötzlich nicht mehr ganz so positiv aus.

Anders herum sorgt die Förderung eigenständiger Mobilität für die Unabhängigkeit der Eltern und verschafft neue zeitliche Freiräume.

Und gerade wenn es um das Elterntaxi geht spielen natürlich auch die Einsparkosten bei den Umwelt- und Gesundheitskosten durch vermiedene Emissionen und Unfälle eine gewaltige Rolle.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagements in der (Verhaltens-)Kosten/Nutzen-Abwägung: Wahre Kosten aufdecken und den Nutzen hervorheben.

Emotionen

Gefühle im Fokus

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Schulwege stehen sehr oft in Zusammenhang mit negativen Emotionen. Eltern haben eine Reihe von Ängsten, wenn es um die Frage geht, ob das Kind den Schulweg alleine bewältigen sollte. Angst vor dem Verkehr, Angst von Übergriffen oder Belästigung durch ältere Schüler*innen oder gar Fremde. Dazu gesellen sich nicht selten Sorgen in Form mangelnden Zutrauens in die Fähigkeiten des eigenen Kindes.

Gerade letzteres hilft den Kindern überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, Kinder spüren das fehlende Zutrauen, selbst dann, wenn es nicht offen ausgesprochen wird. So kann es sein, dass es selbst nicht an sich und seine Fähigkeiten glaubt und kein ausgeprägtes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein entwickeln kann.

Fragt man die Schüler*innen, was das beste an ihrem Schulweg ist, wird man mit Abstand am häufigsten hören, dass auf dem Schulweg Freundschaften angebahnt oder vertieft werden und man gemeinsam etwas erlebt. Kinder verbinden zumeist positive Gefühle mit dem Schulweg. Freude über den sozialen Kontakt mit gleichaltrigen und Stolz über das alleine Bewältigte. Und Eltern können auch stolz sein, auf das was ihre Kinder alleine so alles hinbekommen, wenn man sie gut anleitet.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagement im Bereich der Emotionen: negative in positive Gefühle umzukehren und Schulweg nur noch mit positiven Gefühlen in Verbindung bringen.

Gewohnheiten

Alte Muster durchbrechen

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Nach einer Studie (Habits in everyday life: Thought, emotion, and action, 2002) erwiesen sich 35 bis 53 Prozent unserer Verhaltensweisen als Gewohnheiten. Das trifft auch sehr stark auf unsere Verkehrsmittelwahl zu. Unter Gewohnheiten verstehen Psycholog*innen ein über Jahre erworbenes Verhaltensskript, das mit bestimmten Situationshinweisen verknüpft ist. Gewohnheiten können z. B. die Aktivierung mobilitätsrelevanter Normen im Schulkontext erleichtern oder erschweren. Denn wir tendieren dazu, Informationen eher aufzunehmen, wenn sie unsere schon bestehenden Entscheidungen bestätigen. Abweichende Informationen blenden wir entsprechend häufiger aus. Gewohnheiten beeinflussen auch die Verhaltenskosten, weil gewohnte Verhaltensweisen normalerweise die bequemere Variante sind und jede Änderung von Gewohnheiten Energie kostet.

So ist es kaum verwunderlich, dass die Zunahme von Elterntaxis kein alleiniges Problem von Grundschulen ist. Auch an weiterführenden Schulen wird der Bring- und Abholdienst zunehmend zum Problem. Die programmierten Verhaltensmuster funktionierender Mobilität führen dazu, dass das Mobilitätsverhalten nicht hinterfragt wird.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagements bei den Gewohnheiten: Antrainierte Verhaltensmuster nicht nachhaltiger Mobilität aufbrechen und neue Gewohnheiten etablieren, insbesondere in Umbruchsituationen, wie dem Schulwechsel.

Abwägungsprozess und Intention

Anlauf nehmen

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Die Schule meines Kindes hat ein Schulmobilitätskonzept umgesetzt und bei einer Schulkonferenz gemeinsam bekräftigt, dass Elterntaxis vor der Schule unerwünscht sind. Zudem wurde die Förderung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Mobilität ins Schulprogramm aufgenommen.

O.k., ich verstehe, dass es bei zu vielen Elterntaxis immer wieder Verkehrschaos vor der Schule gibt. Und das ich meinem eigenen Kind damit auch nicht Helfe, indem ich es überall hinfahre, habe ich auch verstanden. Aber wie bekomme ich das jetzt in meinen Alltag integriert? Welcher ist denn jetzt der beste Schulweg zu Fuß? Wie lernt mein Kind am sichersten Radfahren? Gibt es jemanden, der mir hilft oder das mit mir gemeinsam organisiert?

Um solche und weitere Fragen zu beantworten und Akteure schulischen Mobilitätsmanagements in ihren Abwägungsprozessen zu unterstützen sollte ein Kommunikationskonzept aufgestellt werden, mit dem Zielgruppen, Kanäle und zu vermittelnde Inhalte festgelegt und das zielgruppenspezifische Design der Kommunikation beschrieben wird.

Wichtigste Aufgabe schulischen Mobilitätsmanagements beim Abwägungsprozess und der Intention: Mit einem Kommunikationskonzept allen Akteuren zielgruppenspezifisch Informationen über Problemlage, Ziele, Erwartungen, Kosten und Nutzen zur Verfügung stellen sowie Handlungsoptionen eröffnen.

Kommunikationskonzept

Kommunikation im Bereich sozialer Normen

Der Grundsatz ist: Sprechen sich viele Menschen positiv für sichere, eigenständige und nachhaltige Mobilität aus (Soll-Norm) oder verhalten sie sich entsprechend (Ist-Norm), ist es sinnvoll, diese Meinungen und Verhaltensweisen auch hervorzuheben.

  • Soll- und Ist-Normen gekonnt einbeziehen
  • Vorbildrolle einnehmen
  • Minderheiteneinfluss nutzen

Kommunikation sozialer Normen auf kommunaler Ebene

Beschlussvorlage im Beteiligungsverfahren und Ratsbeschluss. Kommunikation des Beschlusses über Presse, Social Media und Internet (z. B. stadteigene Internetseite, Facebook)

Auf kommunaler Ebene sollte unbedingt die Pressestelle oder bei kleineren Gemeinden, das Büro des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin einbezogen werden)

Verkehrszähmer-Programm

oder an einer Stempelaktion teil, ist die Erhebung schnell und günstig durchzuführen.

Kommunikation auf schulischer Ebene

Beschluss der Schulkonferenz und Aufnahme der Förderung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Mobilität in das Schulprogramm. Kommunikation der Ergebnisse über die schuleigene Internetseite, Social Media und die lokale Presse. Zudem sollte der Förderverein informiert und ein Aushang erstellt werden, um niemanden auszuschließen.

Um über die IST-Norm zu informieren, kann regelmäßig die Verkehrsmittelwahl an der Schule erhoben und veröffentlicht werden, z. B. mit Hilfe des Verkehrszähmer-Programms oder einer Stempelaktion.

Kommunikation im Bereich persönlicher Normen

Problembewusstsein – Vermittlung von Problemwissen

Zum Beispiel setzt sie die Novellierung des §1 der VwV zur StVO nicht hinreichend, in dem die Verkehrssicherheit zum Primat der Verkehrsplanung herausstellt wird. Auch auf dieser Ebene muss das Problembewusstsein forciert werden.

Verantwortungsgefühl

Grundsätzlich gilt: Ist das Problembewusstsein vermittelt, geht es im nächsten Schritt um die Schaffung eines Werteverständnisses und die Selbstreflexion. Halten wir den Entscheider*innen einen Spiegel vor. Werte sind Leitprinzipien die beispielsweise über vereinbarte Ziele festgelegt werden.

Selbstwirksamkeit

Grundsätzlich gilt: Unter Selbstwirksamkeit verstehen Psycholog*innen die Gewissheit, eine Anforderung mit den eigenen Fähigkeiten, oder in unserem Fall denen des Kindes, meistern zu können – ganz nach dem Motto »Ich werde es schaffen«. Wichtig für Selbstwirksamkeit ist das Handlungswissen, also Wissen über Handlungsmöglichkeiten im jeweiligen Kontext.

→ Handlungsoptionen und ihre Effektivität aufzeigen

→ Training von Kompetenzen

→ Schaffung von Möglichkeiten (Mobilitätsoptionen)

→ Handlungen durch die Situation erleichtern (z. B. Verbesserung der Verkehrssicherheit)

→ Feedback (vor allem durch Evaluation)

🗒️
Tipps zur Vermittlung von Handlungswissen:
  • Relevanz und Nützlichkeit
  • Positiv-/Negativbeispiele
  • Einfache Verhaltensweisen vorschlagen
  • Vorwissen nutzen
  • Übertragbarkeit fördern
  • Spezifisch auf den Handlungskontext zugeschnittene Infos

Kommunikation auf kommunaler Ebene

Beschlussvorlage im Beteiligungsverfahren und Ratsbeschluss. Kommunikation des Beschlusses über Presse, Social Media und Internet (z. B. stadteigene Internetseite, Facebook)

Auf kommunaler Ebene sollte unbedingt die Pressestelle oder bei kleineren Gemeinden, das Büro des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin einbezogen werden)

Bei der Kommunikation im Bereich der Selbstwirksamkeitserwartung liegt der Fokus auf kommunaler Ebene auf der Schaffung von Mobilitätsoptionen, der Verbesserung der Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen durch eine kindgerechte Infrastruktur und in der Überprüfung von Zielen und Maßnahmen. Bei letzterem sollten sowohl die Prozess- als auch die Wirkungsanalyse kommuniziert werden.

  • Fortbildung für Planer*innen zur Gestaltung kind- und jugendgerechter Straßen und Räume.
  • Reflexion von Zielen und Maßnahmen schulischen Mobilitätsmanagement durch Wiedervorlage von Beschlüssen. Hierzu regelmäßige Evaluation von Zielen, Maßnahmen und Mobilitätsverhalten auf kommunaler Ebene → Evaluationskonzept.

Kommunikation auf schulischer Ebene

Information über die Probleme aktueller schulischer Mobilität auf Grundlage des Schulmobilitätskonzepts und herausstellen der Bedeutung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Schulwege für die Kinder und Jugendlichen.

Entscheidend für eine nachhaltige Wissensvermittlung sind folgende Faktoren:

  • Aufmerksamkeit erzeugen
  • Zielgruppe persönlich involvieren
  • Wissensvermittlung möglichst bildhaft, verständlich und unbedingt ehrlich
  • Gerüchte und falsche Behauptungen gekonnt widerlegen
  • Wissensvermittlung nur in Kombination mit weiteren Maßnahmen (z. B. Schaffen von Mobilitätsangeboten, wie mehr Fahrradständern, oder dem Elternversprechen aus dem Verkehrszähmer-programm.

Vereinbarung von Zielen an der Schule für einen definierten Zeitraum (wir empfehlen einen Zeitraum von 2 Jahren). Selbstverpflichtung von allen Teilen der Schulgemeinschaft.

Die Selbstverpflichtung wirkt umso mehr, wenn folgende Regeln beachtet werden:

  • Aufgeschrieben ist besser als mündlich,
  • Öffentlich ist besser als privat,
  • Freiwillig ist besser als unfreiwillig,
  • Eine Kombination mit Informationen über die Gründe, weshalb wir uns kindgerecht und nachhaltig verhalten sollten, ist sinnvoll.

Für die Kommunikation auf schulischer Ebene Im Bereich der Selbstwirksamkeit ist entscheidend, Handlungsoptionen aufzuzeigen und diese erfahrbar oder noch besser, erlaufbar zu machen. Zudem sollten Veränderungen im Mobilitätsverhalten reflektiert werden. Vor allem um zu zeigen, dass die Maßnahmen schulischen Mobilitätsmanagements wirken.

Die Schüler*innen müssen die Handlungsoptionen erst kennenlernen und einüben.

Kommunikation im Bereich von (Verhaltens-)Kosten-Nutzen-Abwägung

Grundsätzlich gilt: Die stärksten Motive für die Anpassung meines Verhaltens liegen in der Belohnung bzw. der zu erwartenden Verbesserung meiner Ausgangssituation und in der Vermeidung von negativen Auswirkungen bzw. Bestrafung. Die Kosten-Nutzen-Abwägung ist eng gekoppelt an das Problemwissen. das bereits in der persönlichen Norm behandelt wurde. Denn um Kosten zu vermeiden und den Nutzen zu erhöhen, muss ich erst einmal wissen, was mich mein aktuelles Verhalten eigentlich tatsächlich kostet.

🗒️
→ Tipps zur Belohnung und Bestrafung
  • Belohnung ist wirksamer als Bestrafung
  • Anreize sollten zeitnah sein
  • Anreize sollten groß genug, aber nicht zu groß sein
  • Vorsicht bei der Entfernung von Belohnung
  • Appelle an egoistisches Verhalten vermeiden

Beispiele für Kosten und Nutzen sind:

Kosten
Nutzen
Wie kann der Nutzen generiert werde?
Zeitbudget für das Begleiten des Kindes auf dem Schulweg
Gewonnene Zeit, wenn mein Kind eigenständig mobil ist.
Kind beherrscht den Schulweg alleine oder mit anderen Kindern gemeinsam.
Fahrtkosten mit dem Auto
vermiedene Fahrkosten, durch einständige Mobilität.
Kind beherrscht den Schulweg alleine oder mit anderen Kindern gemeinsam. Schulweggemeinschaften.
Mein Kind hat ein Bewegungsdefizit und/oder ist übergewichtig.
Kind ist fit durch den eigenen Schulweg.
Eigenständiger Schulweg. Schulweggemeinschaften oder Nutzung von Elternhaltestellen.
Sozialer Austausch mit anderen Schüler*innen findet erst im Klassenraum statt. Der Unterricht meist verspätet.
Sozialer Austausch mit anderen Schüler*innen findet ohne die Beeinflussung Erwachsener auf dem Schulweg statt. Der Unterricht kann pünktlich beginnen.
Eigenständiger Schulweg. Schulweggemeinschaften oder Nutzung von Elternhaltestellen.
Kind kennt sein Wohn- und Schulumfeld nicht, sein Bewegungsraum ist eingeschränkt.
Kind kann sich orientieren und kennt sein Wohnumfeld. Es entwickelt einen Bezug zu seinem Lebensraum und identifiziert sich mit ihm.
Kind ist sicher im Straßenverkehr unterwegs und verhält sich an Verkehrsregeln. Kind hält Vereinbarungen ein (z. B. Uhrzeiten, Bewegungsräume)
Der Schulweg mit dem Auto belastete Umwelt und Klima.
Schulwege zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Aufzeigen von Umweltbelastungen mit der Schlaumeierrechnung des Verkehrszähmer-Programms. Schaffen von Mobilitätsoptionen.
Der Schulweg der Kinder ist wegen der vielen Elterntaxis vor den Schulen nicht sicher.
Weniger Elterntaxis machen den Schulweg sicherer und attraktiver.
Eigenständiger Schulweg. Schulweggemeinschaften oder Nutzung von Elternhaltestellen.

Kommunikation auf kommunaler Ebene

Auf kommunaler Ebene muss den Akteuren schulischer Mobilität verdeutlicht werden, welche positiven Effekte und Nebeneffekte die Förderung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Mobilität mit sich bringt. Zu den Effekten und Nebeneffekten der Mobilitätsförderung gehören unter Anderem:

  • Vision Zero
  • Klimaschutz
  • Lärmschutz
  • Luftreinhaltung
  • Senken der Verkehrsstärke
  • Gesundheitsförderung / Salutogenese

Nach Außen kommt der Kommunikation verbesserter oder neu geschaffener Mobilitätsoptionen besondere Bedeutung zu. Hierzu zählen:

  • Fahrradabstellanlagen
  • Mobilitätsstationen
  • Bike-Sharing
  • Elternhaltestellen
  • Bus- und Bahn-Angebote
  • Fahrradreparaturangebote

Kommunikation auf schulischer Ebene

Auf schulischer Ebene gibt es zwei Ansätze, die verfolgt werden sollten. Zum einen sollten Eltern über die negativen Folgen von Elterntaxis und begleiteten Schulwegen informiert werden. Zum anderen sollten Anreize geschaffen werden, um insbesondere die Schüler*innen zu motivieren möglichst eigenständig und nachhaltig zur Schule zu kommen. In Beiden Fällen gibt das Verkehrsärmer-Programm wertvolle Hilfestellung. Weitere Möglichkeiten zur Motivation liegen in der Durchführung von Kampagnen, auch unter Einräumen von Privilegien und in der Verbesserung der Mobilitätsangebote.

Kommunikation im Bereich von Emotionen

Grundsätzlich gilt: Positive Emotionen wie Freude, Stolz, Interesse und Liebe und negative Emotionen wie Sorge, Wut und Angst können im Zusammenhang schulischer Mobilität sowohl Vorteile als auch Nachteile haben. Relevant in Bezug auf sicheres und nachhaltiges Verhalten sind Emotionen, die im Moment der Handlung oder danach auftreten. Aber auch antizipierte Emotionen sind wichtig, denn sie treten vor der Handlungsausführung ein und nehmen so Auswirkung auf die Entscheidung, ob und wie ich mich verhalte. Es macht also einen Unterschied, ob ich davon ausgehe, dass die Handlung eher zu positiven oder zu negativen Gefühlen führen wird.

Was kann positive Gefühle hervorrufen?

  • Unterstützung und Anerkennung in der Peer-Group, in der Klasse, an der Schule
  • Beispiele des Gelingens
  • Stolzes, ausgeglichenes und zufriedenes Kind
  • Gute Leistungen
  • Mehr gemeinsame Zeit
  • Körperliche Anstrengung
  • Wetter

Was kann negative Gefühle hervorrufen?

  • Hohes Verkehrsaufkommen bzw. viele Elterntaxis vor der Schule
  • Kein Vertrauen in die Fähigkeiten des Kindes
  • Keine oder nur unzureichende Beleuchtung auf Schulwegen
  • Schwierige Verkehrssituationen
  • Schlechte Infrastruktur
  • Kontrollverlust
  • Körperliche Anstrengung
  • Wetter

Kommunikation auf schulischer Ebene

Auf schulischer Ebene gibt es zwei Ansätze, die verfolgt werden sollten. Zum einen sollten Eltern über die negativen Folgen von Elterntaxis und begleiteten Schulwegen informiert werden. Zum anderen sollten Anreize geschaffen werden, um insbesondere die Schüler*innen zu motivieren möglichst eigenständig und nachhaltig zur Schule zu kommen. In Beiden Fällen gibt das Verkehrsärmer-Programm wertvolle Hilfestellung. Weitere Möglichkeiten zur Motivation liegen in der Durchführung von Kampagnen, auch unter Einräumen von Privilegien und in der Verbesserung der Mobilitätsangebote.

Kommunikation im Bereich von Gewohnheiten

Grundsätzlich gilt: Werden Gewohnheiten kurzzeitig, z. B. durch kritische Lebensereignisse, durchbrochen, ist die Zeit günstig für das Ausprobieren neuer und umweltfreundlicher Handlungsalternativen. Im besten Fall führt das neue Verhalten zu einer positiven Erfahrung, die vorherige Erwartungen übertrifft.

Im Bereich schulischen Mobilitätsmanagements können Schulwechsel, entweder durch den Wechsel in die Grundschule oder die weiterführende Schule oder nach einem Umzug, für das Durchbrechen von Gewohnheiten genutzt werden. Im Laufenden Schulbetrieb kann Gewohnheiten vor allem durch Anreize oder Restriktionen begegnet werden. Besonders wirksam in Verbindung mit einer Selbstverpflichtung. Da es eine Weile dauert, bis wir lang antrainiertes und bewährtes Verhalten ablegen (im Schnitt 60 Tage +) sollten zusätzliche Prompts eingesetzt werden, kleine Erinnerungshilfen, die uns immer wieder daran erinnern, was wir uns eigentlich vorgenommen haben.

Kommunikation auf schulischer Ebene

Auf schulischer Ebene gibt es zwei Ansätze, die verfolgt werden sollten. Zum einen sollten Eltern über die negativen Folgen von Elterntaxis und begleiteten Schulwegen informiert werden. Zum anderen sollten Anreize geschaffen werden, um insbesondere die Schüler*innen zu motivieren möglichst eigenständig und nachhaltig zur Schule zu kommen. In Beiden Fällen gibt das Verkehrsärmer-Programm wertvolle Hilfestellung. Weitere Möglichkeiten zur Motivation liegen in der Durchführung von Kampagnen, auch unter Einräumen von Privilegien und in der Verbesserung der Mobilitätsangebote. Begleitend können Erinnerungshilfen hergestellt und ausgegeben werden.

Beispiele für Erinnerungshilfen:

  • Schlüsselanhänger (z.B. aus alten Fahrradschläuchen oder eine reflektierende Libelle)
  • Butterbrotdosen (Aufkleber selbst gestaltet)
  • WhatsApp Nachrichten
  • Aufkleber (z. B. aus Verkehrszähmer-Programm)
  • Türanhänger (aus Verkehrszähmer-Programm)
  • Banner (an der Schule)
  • Schlüsselbrett mit Message (selbstgebaut)

Kommunikation im Bereich des Abwägungsprozesses und der Intention

Alles in die Waagschale!

Grundsätzlich gilt: Um bewusst mein Verhalten zu regulieren, ist es erforderlich aufmerksam und reflektiert zu handeln. Dies erfordert von uns Energie oder eben Verhaltenskosten. Daher sollte der Abwägungsprozess durch die zuvor genannten Einflüsse gut und ausgewogen kommuniziert werden. Zudem sollte die sichere und nachhaltige Mobilitätsentscheidung den Entscheider*innen der Mobilität leicht gemacht werden.

Wichtig ist, nur das Zusammenwirken der Kommunikationsbausteine führt dauerhaft zum Erfolg.

Schema der Kommunikation im schulischen Mobilitätsmanagement

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Das nachfolgende Beispiel gibt einen Überblick über die schulinternen Beratungswege am Stadtgymnasium Dortmund:

Beratungswege-am-StG-Stand-10.08.22.pdf
Beratungswege-am-StG-Stand-10.08.22.pdf

Die Kommunikationswege im schulischen Mobilitätsmanagement könnten demnentsprechend aufbereitet werden.

Kommunikation mit Schulen und Kitas in der Nachbarschaft

Befinden sich weitere Schulen und Kitas in direkter Nachbarschaft zur eigenen Schule sollten diese in einem Schulmobilitätskonzept mitbedacht und in dessen Erstellung aktiv mit einbezogen werden. Nicht immer zeigen die Nachbarn die Bereitschaft zur Mitarbeit oder die Beteiligung ist im Projektbudget nicht eingeplant. Dann sollten die anderen Einrichtungen dennoch über die eigenen Absichten, Pläne und Maßnahmen informiert und für eine gemeinsame Umsetzung motiviert werden.

Wie können Kitas in das Konzept einbezogen werden?

Auch wenn die Schulbezirke seit nunmehr 20 Jahren aufgehoben sind, gehen die meisten Kinder nach wie vor wohnortnah zur Grundschule. Uns ebenso oft gehen Kita-Kinder in eine Einrichtung nahe dem eigenen Wohnort. Das bedeutet, dass viele Kinder von einer benachbarten Kita in die eigene Grundschule wechseln. Es ist zu empfehlen, den Eltern bereits vor der Einschulung des Schulwegplan zukommen zu lassen und sie über die Bedeutung sicherer, eigenständiger und nachhaltiger Schulwege zu informieren. Dies kann am 0. Elternabend in der Schule oder bei einem Vortrag in der Kita stattfinden.

Medien → Schulwegplan, Präsentation

Gemeinsam mit dem Bezirksbeamten und / oder den Verkehrssicherheitsberater*innen kann das Schulumfeld schon vor der Einschulung erkundet und Verkehrsregeln eingeübt werden.

Wie können Nachbarschulen einbezogen werden?

Schulen befinden sich häufig in einem Schulzentrum oder Schulkomplex mit weiteren Schulen. Das bietet einige Vorteile, zum Beispiel bei Erschließung des öffentlichen Verkehrs für möglichst viele Schüler*innen. Ein weiterer Vorteil ist, dass viele Schüler*innen über ihre gesamte Schulbiografie an einem Standort verbleiben und sich rasch gut auskennen und orientieren können.

Aber ein gemeinsamer Standort kann auch Nachteile mit sich bringen. Zum Beispiel verschärft sich die Elterntaxiproblematik proportional zur steigenden Schüler*innenzahl. Auch kann der öffentliche Nahverkehr zu den Spitzenzeiten überlastet sein. Dies zeigt wie wichtig ein gemeinsames Handeln ist.

Die benachbarten Schulen können schon bei Beginn des Projekts einbezogen werden, indem sie über das Projekt und seine Absichten informiert werden. Um eine möglichst große Reichweite zu erzielen und um ein besseres Gesamtbild der Verkehrs- und Mobilitätssituation zu erhalten, können auch die Eltern und Schüler*innen weiterer Schulen an der Befragung teilnehmen.

Spätestens am Ende der Konzepterstellung sollten die Nachbarschulen über die Ergebnisse informiert und ggf. an der Umsetzung von Maßnahmen beteiligt werden. Zum Beispiel durch das Entzerren von Unterrichtszeiten.

Medien → Befragung, Schulwegplan, Schulmobilitätskonzept, Präsentation, Internetseite